Ehrenamtlich helfen
„Ohne Arbeit keine Integration“
André Schösser /3A – Agentur für GestaltungDie Initiative „Vitamin Be“ der Evangelischen Dekanate Vorderer Odenwald und Darmstadt-Stadt qualifiziert Ehrenamtliche, damit diese Geflüchtete bei der Arbeitsplatz- und Ausbildungssuche unterstützen können.16.03.2018 mww Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Klaus Dummel ist ein Ehrenamtlicher der ersten Stunde. Als von 2014 an immer mehr Menschen nach Deutschland flüchteten und die Städte und Gemeinden vor großen Herausforderungen standen, erkannte er die Dramatik der Situation und die „Herausforderung an unsere Stadtgesellschaft.“ So war der promovierte Forstwissenschaftler und frühere Leiter des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik beim ersten „Runden Tisch Asyl“ in Groß-Umstadt dabei. „Wo Not ist, kann man die Augen nicht verschließen“, sagt der 76-jährige Groß-Umstädter. Gebrauchte Fahrräder für Flüchtlinge, ein Flüchtlingsbus für Fahrten zu Tafel, Behörden und Veranstaltungen, das Spendenkonto bei der Bürgerstiftung: Klaus Dummel ist als Ehrenamtlicher in der Flüchtlingsarbeit viel unterwegs. Aber nicht nur da. Er engagiert sich auch in der Lokalen Agenda, im Besuchsdienst der Diakoniestation und war lange in der Kommunalpolitik tätig.
Vertrauenspersonen sind wichtig
Klaus Dummel ist einer von 30 Ehrenamtlichen, die sich nun bei „Vitamin Be“ haben schulen lassen. Er war auch einer derjenigen, die „Vitamin Be“ angestoßen haben, als sie wegen der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten auf Andrea Alt, Referentin für Bildung im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald und Koordinatorin für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit im Landkreis Darmstadt-Dieburg, zukamen. „Arbeit ist für die Integration zentral“, sagt Andrea Alt. „Wenn Betriebe Geflüchtete einstellen, da braucht es oft einen Mittler, eine Vertrauensperson zwischen Geflüchtetem und Betrieb.“ Offizielle Stellen wie Industrie- und Handelskammer oder Agentur für Arbeit könnten das nicht leisten.
„Vitamin Be“ versucht die Lücke zu schließen, indem die Ehrenamtlichen das nötige Rüstzeug an die Hand bekommen und die Menschen in den Behörden und Organisationen kennenlernen. „Das Projekt hat einen großen Charme, weil es gelungen ist, diejenigen als Referenten einzuladen, die wichtig sind bei der Vermittlung“, sagt Annette Claar-Kreh, Referentin für Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald. Kontakte herstellen sei auch deshalb wichtig, so Claar-Kreh weiter, weil Ehrenamtliche schon öfters negative Erfahrungen mit Ämtern gemacht hätten.
Erste Erfolge sichtbar
Unterstützungsprogramme für Geflüchtete gibt es viele. Doch wer blickt durch, was für wen das Richtige ist? „Wir haben es geschafft, eine Basis zu legen und alle Maßnahmen von A bis Z durchzusprechen“, sagt Nadja Bormuth, Migrationsbeauftragte der Stadt Groß-Umstadt. Und sie berichtet bereits von ersten Erfolgen – zwei Geflüchtete seien in das Programm „Wirtschaft integriert“ vermittelt worden.
Für den Landkreis Darmstadt-Dieburg ist „Vitamin Be“ nun abgeschlossen. Menschen aus 13 der 23 Städte und Gemeinden hätten daran teilgenommen, resümiert Andrea Alt. Ziel sei es, dass sich in jeder Kommune Teams bilden, die mit ihrer Kenntnis die hauptamtliche Beratung und Arbeitsvermittlung unterstützen. Es gebe Studien, die besagten, das zwei Drittel der Jobs für Flüchtlinge über Ehrenamtliche vermittelt werden, sagt Sarah Knöll, Freiwilligenmanagerin im Evangelischen Dekanat Darmstadt-Stadt. In Groß-Umstadt startet nun ein Pilotprojekt, bei dem Ehrenamtliche, der Gewerbeverein und die Stadt gemeinsam versuchen, Arbeitgeber anzusprechen, um so Geflüchtete in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Mit „Vitamin Be“ geht es dann am 18. Oktober in Darmstadt weiter.
Der Ehrenamtliche Klaus Dummel ist angetan von den Schulungen und der Kompetenz der Organisatorinnen. „Ich hoffe, dass wir nun konkreter bei der beruflichen Integration werden können.“
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