Dekanat Rodgau

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    ... und Frieden auf Erden.

    So sangen die Engel in der Heiligen Nacht, draußen vor der kleinen Stadt Bethlehem. Es waren die Hirten, die diese Botschaft zuerst hörten, auf ihrem Feld bei den Schafen, die Kunde vom Anbruch einer neuen Zeitrechnung mit dem Kind in der Krippe.

    Ich bin in diesem Jahr am Hirtenfeld in Bethlehem vorbeigefahren, besser gesagt an dreien. Denn drei unterschiedliche christliche Glaubensrichtungen nehmen für sich in Anspruch, ihre Kirche auf das Original- Hirtenfeld gebaut zu haben.
    Bethlehem ist heute eine palästinensische Stadt unter israelischer Besatzungsmacht, nach Westen hin abgeriegelt durch eine hohe Mauer.
    Es leben dort christliche und muslimische Araber und jüdische Siedler.

    Auf den ersten Blick scheint alles friedlich zu sein, pulsierendes Leben. Doch es ist mit Händen zu greifen, dass hier jeder Zeit ein Funke genügt, um das Pulverfass explodieren zu lassen. Was ist aus dem Heiligen Land, was ist aus dem Frieden geworden, der verkündet wurde, damals in jener Heiligen Nacht? Stattdessen getötete Jugendliche, Gaza- Krieg, tote Beter in der Synagoge. Woher kommt dieser abgrundtiefe Hass, diese Unversöhnlichkeit?

    Das zu Ende gehende Jahr war geprägt durch zahlreiche Konflikte, Kriege und Terroranschläge. Die Brutalität und Grausamkeit scheint keine Grenzen zu kennen. Und mit den Auseinandersetzungen in der Ostukraine ist für uns in Europa der Krieg wieder ein ganzes Stück näher gerückt, gerade in einem Jahr, in dem wir besonders der Weltkriege gedenken, die vor 100 beziehungsweise 75 Jahren begonnen haben.

    Fassungslos, ohnmächtig und hilflos sehen wir auf das Leid und den Tod so vieler Menschen. Millionen sind auf der Flucht, ganze Regionen und Länder destabilisiert. Viele der Konflikte sind religiös aufgeladen. Im Namen des jeweiligen Gottes wird für die scheinbar gerechte Sache gekämpft. Doch im Grunde dient Religion nur dazu, die eigenen Interessen zu legitimieren.

    Dies ist nicht neu. Es geschieht nicht nur im Nahen Osten, sondern gehörte schon in den beiden Weltkriegen dazu, die Menschen gegen den Feind einzuschwören. „Gott mit uns“ stand auf den Koppelschlössern deutscher Soldaten. Und im Namen desselben Gottes zog man auf der Seite der französischen und englischen Kriegsgegner in die Schlacht.

    Sicher, „Gott mit uns“ steht so in der Bibel. Immanuel heißt das auf Hebräisch. Es ist der Name eines neugeborenen Kindes, das der Prophet Jesaja lange vor Jesu Geburt voraussagt. Ein Kind, das Frieden bringen soll, Hoffnung auf die grundlegende Veränderung der ungerechten Verhältnisse. Immanuel - „Gott mit uns“ – so wird auch Jesus genannt, der für uns Christen der Messias ist, den Jesaja geweissagt hat. Ein Friedensstifter, Hoffnung für die Welt.

    Doch ein Friedensstifter an unserer Seite sollte uns nicht mit „Hurra“ in den Krieg ziehen lassen, sondern stellt den Grundsatz in Frage, wonach Krieg die Fortführung der Politik mit anderen Mitteln sei. Wenn wir den Frieden wollen, müssen wir uns bewegen, tastend, diplomatisch, im Gespräch mit anderen, auch mit unseren Gegnern. An der Seite des Friedensstifters ist deshalb kein Platz für Hass und Krieg, für Vorurteile und Schubladendenken.

    Manche meinen: Nächstenliebe oder Feindesliebe taugen nicht als Maßstab für Politik. Aber Gewalt und Hochmut taugen noch weniger. Die Schlachten der Weltkriege und die aktuellen Konflikte dürften Beweis genug sein.

    Dekan Reinhard Zincke
    Evangelisches Dekanat Dreieich
    Pfarrer an der Stadtkirche,
    Evangelische Kirchengemeinde Langen


    (Erstmals veröffentlicht in der Dreieich- Zeitung vom 23. Dezember 2014)

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