Dekanat Rodgau

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    Wenn sie schweigen werden, schreien die Steine

    von Pfarrerin Barbara Friedrich, Evangelische Kirchengemeinde Gravenbruch

    »Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.«

    Lukas-Evangelium, Kapitel 19, Verse 37-40
    Monatsspruch März 2020

    P. Riesinger

    So mutig, so entschlossen gehen Menschen auf die Straßen. Sie demonstrieren für Freiheit, für Gerechtigkeit. In Belarus. In Russland. In Myanmar. In Honkong. An vielen Orten der Welt. Die, die Macht haben und sie nicht abgeben wollen, verhaften sie, lassen sie verschwinden, bringen die Demonstranten zum Schweigen.

    Wenn sie schweigen werden, schreien die Steine der Straßen, auf denen sie gegangen sind, für die, die ihre Stimme und ihre Freiheit verloren haben. Weil sich Unrecht nicht verbergen lässt und der Schrei nach Freiheit nicht erstickt werden kann. Das ist ein großartiger, widerständiger Gedanke.

    Wenn sie schweigen werden, schreien die Steine.

    Es ist ein rätselhafter Satz aus dem Lukasevangelium. Kapitel 19 Vers 40.

    In den Versen, die folgen, weint Jesus über die Zerstörung Jerusalems. Das ist eine Art Vision. Erst im Jahr 70 nach Christus, als die Römer wieder einen der vielen Aufstände des Volkes Israel grausam niederschlagen, zerstören sie Jerusalem und den Tempel. 

    Jesus sagt den Satz vor der Vision am Ende der Geschichte seines Einzugs in Jerusalem auf einem Esel. Im Lukasevangelium jubelt nicht eine Menge von Menschen. Es ist nur die Schar seiner Freunde und Freundinnen bei ihm, die laut und fröhlich Gott loben für alles Wunderbare, was sie mit Jesus erlebt haben. Sie beten Psalmen und rufen: Gelobt sei der da kommt, der König im Namen des Herrn!

    Da fordern einige Pharisäer aus der Volksmenge Jesus auf, seine Freunde zum Schweigen zu bringen. Wo kommen die Pharisäer denn jetzt her? Da war doch gar keine Volksmenge. Sind sie unter den Freunden Jesu? Wollen sie ihn schützen? In einem von einer Großmacht besetzten Land kann der Jubel für einen König gefährlich werden. Oder haben sie Sorge, dass sich die Freunde Jesu in ihrer Begeisterung zu einer Gotteslästerung versteigen? Für die Pharisäer gilt: Gott ist der König der Welt. Nur er allein.

    Wie auch immer: Die Steine werden schreien, wenn die Menschen schweigen werden. Sagt die Bibel. Es bleibt ein rätselhafter Satz. Ein faszinierender Satz. Ein widerständiger Satz.

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