Ein Lied für Leid und Zuversicht
ANgeDACHT für April 2025 von Christian Müller, Dekanatskantor im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau
Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.
Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah,
als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering,
als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.
EG 93, Strophe 2: „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha“

Stille! Vielleicht ein leiser Windhauch über Golgatha. Die lauten Rufe „Kreuzige!“ sind verstummt. Wir blicken hinauf zu Jesus, dem gemarterten, gekreuzigten Heiland, dem Erlöser. Was geht in den Frauen vor, die vor dem Kreuz stehen? Was geht in Maria, Jesu Mutter, vor? Sie weinen, sie beklagen den Tod ihres Sohnes und Freundes, Lehrers und Weggefährten.
Vielleicht haben sie in die Stille hinein ein Lied gesungen. Ein Trostlied. Eine leise Melodie. Niemand hat sie aufgeschrieben, sie blieb in den Herzen.
Vielleicht haben Sie, liebe Leserin und lieber Leser, ja auch eine Melodie in ihrem Herzen. Eine Melodie, die Ihnen gut tut, die Sie stärkt. Eine Melodie, die Sie zum Lachen oder die Sie zum Weinen bringt. Vielleicht ist es eine Melodie, an die Erinnerungen geknüpft sind.
In der Passionszeit gedenken wir des Leidensweges Jesu Christi. Düstere Szenen spielen sich ab. Wir hören von einer ungehaltenen Menge, die ihren Herrscher einknicken lässt, hören von Folter und Dornenkrone. Schließlich steht der Tod am Kreuz. Wie gut tut es da, wenn wir singen können und wenn uns Musik die biblische Geschichte erzählt und sagt, dass Jesus nach all dem Leid auferstehen wird.
Die Lieder in unserem Gesangbuch zeigen das Passionsgeschehen auf ganz unterschiedliche Weise. Sie erzählen, sie deuten, ermutigen und machen Hoffnung. Manche Melodien sind kraftvoll, manche innig. Manche möchte man herausschreien, manche leise für sich ganz alleine singen.
Vieles vereint sich für mich im Choral „Nun gehören unsere Herzen ganz dem Mann von Golgatha“ (EG93). Da ist vom Geheimnis des neuen Lichtes die Rede, vom heilgen Stilleschweigen und tiefer Verneigung. Dann heißt es später
Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha,
ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor;
und die sonst des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.
Wir spüren hier die Kraft der kommenden Auferstehung inmitten des Geschehens am Kreuz! Inmitten der Stille.
Die "Kreuzige!"-Rufe sind verstummt: „Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg vom Golgatha“ heißt es in der dritten Strophe. Der eben noch Gemarterte erstrahlt im Glanz - und so dürfen wir in der letzten Strophe voller Zuversicht jubeln und es laut in die Welt singen: „Ja, wir preisen Deine Treu; ja, wir dienen Dir von Herzen; Ja Du machst alles neu“
Hier können Sie eine schöne Fassung des Liedes anhören und -wenn Sie möchten- mitsingen:
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