Dekanat Rodgau

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    Früchte des Zorns

    Gedanken zum Monatsspruch Februar von Kai Fuchs, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau

    „Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“

    Brief des Paulus an die Epheser, Kapitel 4, Vers 26
    Monatsspruch Februar 2022

    Es ist mal wieder viel los auf dem Weg ins Wochenende, noch dazu Regen, Dunkelheit, schlechte Sicht, und dann quetscht sich eine*r vor mich, als die Straße einspurig wird. Ich steige gerade noch rechtzeitig in die Bremse, nicht zitierfähige Ausdrücke steigen in mir auf, ergänzt von einem beherzten „Noch nie was von Reißverschlussprinzip gehört!“ 

    Jede und jeder hat wohl seine eigenen Zorn-Trigger: zu kurz zu kommen, übersehen, vergessen, ignoriert oder nicht berücksichtigt zu werden. Damit hat der Zorn mich hin und wieder fest im Griff. Selten auf konkrete Personen, oft - und das ist die nachhaltigere Variante - auf widrige Umstände, auf strukturelle Ungerechtigkeiten, auf vermeintliche Fehler im System. 

    Im Volksmund gibt es ja so etwas wie gerechten, sogar heiligen Zorn. Mir steht dabei etwa Moses vor Augen, der die Israeliten beim Tanz um das goldene Kalb erwischt; oder Jesus, der die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel vertreibt. Vielleicht sogar der biblische Zorngickel Petrus, der bei der Verhaftung Jesu „mit dem Schwert nach des Hohepriesters Knecht schlug und ihm ein Ohr abhieb“. Vom Zorn Gottes ganz zu schweigen! 

    Der biblische Monatsspruch für den Februar dieses Jahres gibt Lebenstipps für den Umgang mit dem eigenen Zorn: „Zürnt ihr, so sündigt nicht“, heißt es da zunächst. Aha, denke ich, im Brief an offenbar zornige Epheser wird also unterschieden zwischen Zorn, der wohl erst mal okay ist, und daraus resultierender Sünde. Und weiter: „Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn.“ Heute würden wir vielleicht sagen: „Schlaf mal eine Nacht drüber!“

    Das entsprechende Kapitel hat aber noch mehr Lebenshilfe in petto: „Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit“, heißt es da. Aber dann doch: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit.“ Das ist viel verlangt in den entscheidenden Momenten, aber eine Erkenntnis, die leiser ist als die momentane Wut, steckt vielleicht dahinter: 

    Als Christinnen und Christen vergegenwärtigen wir uns immer wieder unseren Glauben, dass Gott uns die Möglichkeit zu neuen Anfängen schenkt; dass auch Gott seinen Zorn bereut; dass er die Sonne nicht über uns sinken lässt, ohne uns in seine Vergebung und sein Erbarmen einzuschließen.

    Wer im Vertrauen leben kann, dass Gott Gnade schenkt, weil er unsere Verletzungen und Zorn-Trigger kennt, dem oder der fällt es leichter, daran zu denken, dass der Zorn nicht das letzte Wort haben muss. Das kann helfen, dass sich momentane Wut nicht in nachhaltige Bosheit und Bitterkeit verwandelt. Und bis diese beiden überwunden sind, das kennen wir wohl alle, muss die Sonne ziemlich oft auf und wieder untergehen. 

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