Gott wird Mensch, damit wir (wieder) zu Menschen werden
ANgeDACHT für Dezember 2022 von Pfarrerin Christiane Musch, Evangelische Kirchengemeinde Langen
»Gottes Wort wurde Mensch und zeltete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. «
Johannes-Evangelium, Kap. 1, Vers 14
Die dunkle Jahreszeit hat begonnen, und wir versuchen, die Dunkelheit in und um uns zu erleuchten. So viele liebevoll gestaltete Fenster und gemütliche Abende, und trotzdem fröstelt uns, wenn wir mitbekommen, was Menschen einander antun. Krieg, Hass, vielfältige Krisen und ganz viel Angst ist das, was viele Menschen gerade in dieser Adventszeit bewegt. Ich fühle mich erinnert an die erste Weihnacht: Gott wird Mensch, und viele haben es nicht begriffen. Sie waren zu sehr mit Machtpolitik beschäftigt und nahmen nicht wahr, dass im Baby Jesus Gott selbst sich offenbart hat.
Gott macht sich klein, damit er in jeder Herberge Platz findet. Am Gegenüber Gottes lernen wir wahres Menschsein. In einer Zeit, in der Menschen aufgrund von wirtschaftlichem Erfolg und verwertbaren Begabungen und Fähigkeiten beurteilt werden, macht uns Gottes Geschichte klar: Wahres Menschsein geschieht im Gegenüber mit anderen.
Als ich vor 14 Jahren meinem ersten Sohn in die Augen sah und er auf mich und meine Gegenwart reagierte – lächelte, wenn ich lächelte; mir in die Augen sah und langsam seine Welt erkundete – da wusste ich, was damit gemeint war, wenn es an Weihnachten heißt: Gott wurde Mensch, und wir sahen seine Herrlichkeit. In unseren Kindern, Freunden, Schülern, den Menschen, die uns umgeben, erkennen wir, wer wir sind. Im Kind und Erwachsenen Jesus entdecken wir, wie Gott ist und wie wir gemeint sind.
Wahre Liebe empfinden wir, wenn wir unsere eigenen Wünsche, Hoffnungen und Ängste in unserem Gegenüber wahrnehmen und einander aufrichten und unterstützen. Am Beispiel von Jesus erkennen wir, dass Gott zu allen Menschen kommt und niemanden im Schatten stehen lässt.
Advent heißt: Gott kommt bei uns an, wenn wir bei anderen ankommen. Vielleicht probieren wir es einfach einmal aus in der gemütlichen und heimlichen Zeit vor Weihnachten. Ich wünsche Ihnen den Mut zum ersten Schritt.
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