Dekanat Rodgau

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    Bilder im Kopf

     

    ANgeDACHT für Dezember 2025 von Annika Müller-Praefcke, Pfarrerin in Langen

    Ich liebe Weihnachten! Überall ist es geschmückt, leuchtet und glitzert, und der Duft von frisch gebackenen Plätzchen liegt in der Luft. Und dann diese ganz besondere Geschichte von Jesu Geburt, die ich jedes Jahr in der Adventszeit höre. Jedes Mal stelle ich es mir wieder vor, wie das so war im Stall: Wie Josef und Maria dort stehen, eigentlich ist es sehr ungemütlich im Stall, aber dann doch sehr besonders. Und wie da zwischen dem Geruch nach Heu und Stroh das kleine Baby in der Krippe liegt: Jesus! Was für ein Geschenk!

    Irgendwann ist mir klar geworden: Jesus sah wohl anders aus, als ich ihn mir immer vorgestellt habe und wie er auf den meisten Bildern gezeigt wird. Denn: Jesus war höchstwahrscheinlich gar nicht weiß. 

    Aus der Bibel wissen wir: Er ist in Bethlehem geboren, und seine Familie kam aus Nazareth. Über sein Aussehen steht da nichts Konkretes, deshalb geht man davon aus, dass Jesus keine auffälligen Merkmale hatte – sonst wäre das bestimmt erwähnt worden! Fachleute sagen, dass Jesus wahrscheinlich der Physiognomie etwa der Menschen, die im heutigen Irak leben, entsprach – also ganz anders, als ihn sich die meisten von uns wahrscheinlich vorstellen. Das passt viel besser zu seinem Herkunftsort zur damaligen Zeit als das Bild vom blonden, blauäugigen Jesus, das viele von uns im Kopf haben.

    In der frühen Zeit des Christentums hat man das Bilderverbot sehr ernst genommen. Aus dieser Zeit gibt es keine Darstellungen von Jesus. Die ersten überlieferten Christusdarstellungen stammen aus dem 3. Jahrhundert und wurden in römischen Katakomben gefunden. Darauf wirkt Jesus sehr römisch: weiße Haut, Tunika, kurzes lockiges Haar. Er wurde als guter Hirte dargestellt. Später bekamen die Darstellungen Bart und lange Haare. Europäische Missionare der Kolonialzeit verbreiteten dann das Bild des „weißen Jesus“ in der Welt. Und die Nationalsozialisten haben Jesus sogar als „Arier“ dargestellt. Die Theologin Sarah Vecera beschreibt das in ihrem Buch „Wie ist Jesus weiß geworden?“ so: „Hätte der liebe Gott so ausgesehen wie die Unterdrückten, hätte dies zu Irritationen führen können.“

    Das Problem ist: Das Bild vom weißen Jesus wurde zur Norm erhoben und als Wahrheit weitergegeben. Vielleicht ist Weihnachten genau der richtige Moment, innezuhalten und zu fragen, welche Bilder wir von Gott im Kopf haben. Weihnachten lädt uns ein, Gottes Nähe jenseits aller Vorstellungen und Klischees neu zu entdecken, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und darin das Weihnachtswunder zu finden!

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