Und es wird noch heißer...
ANgeDACHT für September 2022 von Pfarrerin Sandra Scholz, Pfarrstelle für Gesellschaftliche Verantwortung und Ökumene im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau
»Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.«
1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 11-13
Kennen Sie diese Streifen? Der britische Wissenschaftler Ed Hawkins hat sie entwickelt, um die schleichende Erderwärmung zu veranschaulichen. Jeder Streifen steht für ein oder – je nach Breite – auch mehrere Jahre und gibt die Durchschnittstemperatur in diesem Zeitraum an. Den Beginn legt Hawkins ins 19. Jahrhundert und das Ende in das Jahr 2017. Der Klimaforscher bezieht in seinem „Warming-stripes“-Modell den Klimawandel einmal nur auf die Temperatur, um intuitiv wahrnehmbar zu machen: Wir haben ein Problem, und das wird immer dramatischer!
Seine Klimastreifen machten Furore. Im Oktober 2020 nutzte sie der FSV Mainz 05 als erster Fußballverein weltweit als Aktionslogo im Rahmen seiner „Klimaverteidiger“-Woche. In der Klimaschutzbewegung tragen Menschen sie auf T-Shirts, das Deutsche Schifffartsmuseum in Bremerhaven wird damit angestrahlt, das im Oktober erscheinende Buch von Greta Thunberg wird sie auf dem Cover tragen. Inzwischen kann man sie auf https://www.showyourstripes.info für die meisten Teile der Welt abrufen, so wie hier für Hessen.
Wenn wir in diesem Sommer manchmal Tag und Nacht schwitzen, wenn wir sehen, wieviel Wasser Gärten brauchen und uns Waldbrände auch in unserer Region erschüttern, wissen wir, dass die Zahlen stimmen und die Graphik nicht umsonst Aufmerksamkeit erzeugt. Da ist es eigentlich nicht zu verstehen, dass zugleich die Aufmerksamkeit für den Klimawandel zuletzt wieder erschreckend zurückgegangen ist.
Ich möchte darum an uns alle appellieren: Lassen Sie uns einen Gegentrend setzen! Nicht zuletzt, weil die Geschichte unseres Glaubens mit der Erde und ihrer Vielfalt beginnt:
Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist auf der Erde. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war.
(1. Buch Mose, Kapitel 1, Vers 11ff)
Die Bibel beschreibt die Erde als Wesen, das aus sich selbst heraus Neues aufgehen lässt. Vom Menschen ist noch gar nicht die Rede. Der kommt erst eine ganze Zeit später als kleiner Teil der Schöpfung. Ich denke, wir Menschen haben unsere Position im großen Schöpfungsgarten lange missverstanden und uns sehr wichtig genommen. Nach der biblischen Schöpfungserzählung sind wir nur ein Teil von allem: Das beschriebene Bild erzählt von der Größe und Schönheit der Erde, die lange vor uns da war und lange nach uns da sein wird. Wir sind Teil der Schöpfung Gottes, nicht ihr Fokus.
Dieser Gedanke macht mir Mut. Denn daraus wächst Respekt für all das Wachstum, für die Wunder, für erstaunliche Zusammenhänge zwischen Lebewesen und Gattungen. Aus dieser Achtung für das Wunder, in dem wir leben, schöpfe ich Kraft und Mut, dem Klimawandel zu begegnen und das Thema dorthin zu rücken, wo es hingehört: ganz nach vorne.
Wir sind ein Teil von allem. Wir sind angewiesen auf die Erde und das, was sie wachsen lässt. Und das wird immer weniger in einer immer heißeren Atmosphäre. Darum müssen wir handeln. Es hilft, wenn wir dies nicht allein tun. Beim ersten Klimatag des Evangelischen Dekanats Dreieich-Rodgau im Juni berichtete Caroline Bader von „Greenfaith“, einem weltweiten Projekt gläubiger Menschen aus verschiedenen Religionen, das sich gemeinsam für Klimaschutz einsetzen. Denn wir alle teilen die Geschichten von Menschen, die unter Gottes Schutz auf der Erde leben, und gemeinsam können wir uns in Gottes Namen für diese eine lebenswerte Erde einsetzen.
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