Ein Strauß voller Krokusse
ANgeDACHT für März 2025 von Stefan Seib-Melk, Dekanatsjugendreferent im Evangelischen Dekanat Dreieich-Rodgau

„Das Wetter kann sein, wie es will, am 28. April ist der Wald grün.“ Meine 91-jährige Oma sagt das wie ein Naturgesetz – der Frühling kommt. Doch an grauen Tagen fällt es schwer, daran zu glauben. Dann aber brechen die ersten Krokusse durch den kargen Boden – zart, bunt, unaufhaltsam. Genau wie Kinder und Jugendliche, denke ich, während ich mit meinem Hund spazieren gehe. Mit Mut, Energie und frischen Ideen durchbrechen sie Routinen. Sie sind die Vorboten von etwas Neuem – unkonventionell und lebendig. Doch statt uns zu freuen, reagieren wir oft anders.
Das Grau der Zweifel
„Dafür fehlt euch die Erfahrung.“ – „Das wird nicht funktionieren.“ Statt zu ermutigen, bremsen wir sie. Vielleicht aus Angst, die Kontrolle zu verlieren. Vielleicht, weil unsere Leichtigkeit immer mehr von Rationalität verdrängt wurde. Doch die Bibel erzählt eine andere Geschichte. Gott stellt mutige, junge Menschen in den Mittelpunkt. David besiegte Goliath als Jugendlicher. Maria war Teenager, und Jesus beeindruckte mit zwölf die Gelehrten – auch seine Jünger waren jung.
Wenn Gott auf die Jugend vertraut, warum tun wir es nicht?
Jugendliche sind wie Krokusse. Sie bringen Farbe ins Grau – manchmal provozierend, aber voller Leben. Doch wer auf Krokusse tritt, zerstört sie. Genauso verlieren Jugendliche ihre Begeisterung, wenn wir sie nicht ernst nehmen. Sie brauchen Menschen, die ihnen Raum geben, statt sie auszubremsen. Ja, nicht jede ihrer Ideen wird auf Anhieb gelingen. Aber mit dem Vertrauen, dass Gott bei uns ist, sollten auch wir uns und anderen mehr zutrauen.
Vertrauen statt Perfektion
Jugendliche brauchen keine perfekten Antworten von uns – und seien wir ehrlich, haben wir die? Sie brauchen Begleiter, die ihnen zutrauen, ihren eigenen Weg zu finden. Menschen, die Mut machen und sagen: „Du bist ein Geschenk Gottes – mit all deinen Fragen und Träumen.“
Wenn wir ihren Ideen Raum geben, wird Kirche für uns alle lebendiger. Sie wird ein Ort, der Hoffnung schenkt, der ermutigt und der zeigt, dass Glaube kein Warten auf bessere Zeiten ist, sondern eine Einladung, aktiv zu werden. „Am 28. April ist der Wald grün.“
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken