Nur nix wegwerfen!
ANgeDACHT für November 2025 von Susanne Winkler, Pfarrerin in der Evangelischen Kirchengemeinde Heusenstamm
Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken
(Ezechiel 34,16)

Das Repair-Café der Seniorenhilfe in Heusenstamm hat in diesem Jahr den Umweltpreis der Schlossstadt gewonnen. Staubsauger, Toaster, Nähmaschinen und vieles mehr werden hier repariert. Dabei wird erzählt, gelacht und Kuchen gegessen.
„Es geht darum, Dinge zu retten, die sonst auf dem Müll landen würden“, sagt einer der Akteure.
Das Projekt wird immer bekannter – denn es ist eben keine Werkstatt, wo ich meine Teile abgebe, sondern ein Café, wo Menschen Zeit miteinander verbringen.
Das was kaputt gegangen ist, wieder reparieren: das Fahrrad, die Hose, die Freundschaft, das Vertrauen. Das Repair-Café ist eine gute Anregung, sich Zeit zu nehmen und zu fragen: Was braucht in meinem Leben eine Reparatur? Was ist schwach, was schmerzt? Wo braucht es einen neuen Faden, wo sollte ich mal wieder anknüpfen? Was sich scheinbar nicht mehr bewegen lässt, wie eine zu fest gedreht Schraube, vielleicht versuche ich mal es zu lösen?
Gott sagt beim Propheten Ezechiel, dass er wie eine gute Hirtin, wie ein guter Hirte ist. Gott kümmert sich um uns – wenn wir verloren sind oder verwundet oder schwach. Gott kümmert sich!
Das erinnert mich an Jesus. Er hat gesagt, die Kranken bedürfen eines Arztes und nicht die Gesunden.
Also Vertrauen üben. Gott ist für mich da, wenn der Körper schwach ist oder die Gedanken verwirrt. Gott hilft mir, wenn ich etwas in meinem Leben repariere. Oft widme ich mich lieber dem, was gut läuft, was gesund und heil ist – und das stärke ich: im eigenen Leben, in der Kirchengemeinde.
Aber das geht eben nicht immer. Das, was wir verloren haben, vermissen wir. Das, was irr ist in unserer Welt, bleibt verwirrend. Wunden in der Natur und Gesellschaft lassen sich nicht schönreden. Sie tun weh und schwächen uns und die Menschen, Tiere und Pflanzen, die nach uns kommen.
Es macht Sinn, das ehrlich wahrzunehmen. Es macht aber auch Sinn, Gott zu unterstützen: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.
Ich wünsche uns, dass wir mutig Hirtinnen und Hirten sind und Verantwortung übernehmen. Es gibt viele Aktionen, in denen Menschen unabhängig von Herkunft und Religion miteinander das retten, was sonst verloren wäre, weggeworfen würde. Das Repair-Café, das dafür den Preis gewonnen hat. Die Kleidertauschbörse in der Christus-Gemeinde in Dietzenbach, der ich einen weichen Schal verdanke. Die Kochevents von „Food that´s left“, die im Familienzentrum in Heusenstamm gerettete Lebensmittel in Gemeinschaft verarbeiten.
Machen Sie mit und unterstützen Sie Aktionen in Ihrer Umgebung!
Und viel Freude und gutes Gelingen bei so mancher Herbstreparatur!
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken
