Auf den Punkt gebracht
„Tritt frisch auf! Tu's Maul auf! Hör bald auf!“ Diesen klugen Ratschlag soll der große Reformator Martin Luther einst Rednern erteilt haben.
„In der Kürze liegt die Würze!“ Diese Erkenntnis wusste anscheinend auch Luther schon zu schätzen. Der Kirchenerneuerer nahm ja bekanntermaßen selbst kein Blatt vor den Mund. Vor allen Dingen dann nicht, wenn es ihm um die Wahrheit ging. Seine anschauliche und bisweilen auch deftige Sprache machte ihn bekannt und beliebt. Gleichzeitig war er der festen Überzeugung, dass man Wesentliches auch in kurzen und klaren Sätzen erklären und benennen kann, und zwar so, dass jeder und jede es versteht. So war es damals vor fast 500 Jahren wohl auch folgerichtig, dass Luther auch im Amt des Bibelprofessors stets volksnah blieb und schließlich die Bibel ins Deutsche übersetzte. Mit seiner Bibelübersetzung konnte das Volk endlich lesen, hören und verstehen lernen. Durch seine Übersetzung wurde die deutsche Sprache maßgeblich geprägt.
Ach, Doktor Luther, was wünschte ich mir doch auch heute öfter Typen wie dich, die eine klare Sprache sprechen! Eine deutliche Sprache, die aber nicht zu Lasten differenzierter Wahrheiten und diffiziler Sachverhalte geht. Stammtischparolen hören wir ja in diesen Zeiten weiß Gott genug. Schlimmer noch! Das, was früher in bierseliger Runde ausgetauscht wurde, scheint bei manchen Menschen salonfähig geworden zu sein, und wird mittlerweile auf der politischen Bühne präsentiert.
Immer wieder frage ich mich, ob nicht hinter vielen Worten, die wir Tag für Tag hören, aber – und da muss sich jeder an die eigene Nase fassen – auch sprechen, oftmals nicht nur heiße Luft ist? Was ist wirklich wesentlich und der Bedeutung wert im Leben? Was trägt und gibt Halt? Wie kann ich das, was mir wichtig ist, in kurzen klaren Sätzen auf den Punkt bringen?
Die aktuelle Aktion der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wagt den Versuch, die Bibel auf den Punkt zu bringen. In drei Sätzen auf einem Bierdeckel. Wie gesagt: gewagt! Damit soll die biblische Botschaft wieder in den Mittelpunkt unserer Gespräche gerückt werden. Sie soll dorthin, wo Menschen diskutieren, streiten, sich vertragen, Lösungen finden – eben im Gespräch sind. Da gehört sie meines Erachtens auch unbedingt und wesentlich hin. Die Bibel hat uns viel zu sagen! Punkt.
Pfarrer Steffen Held
Evangelische Kirchengemeinde Langen
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