Kindermund tut Wahrheit kund
In meiner alten Kirchengemeinde gab es einen kleinen Jungen, der immer, wenn er an unserer Kirche vorbeikam zu seiner Mutter sagte: „Da wohnt die Frau Musch“. Mein älterer Sohn hat sich als Kleinkind oft gefragt, wo in diesem Backsteingebäude denn Gott wohnt. Denn er hatte in der Kinderbibel gehört, dass der König Salomon im Tempel zu Gott betet und Gott dort wohnen soll.
Kinder haben ihre eigene Sicht auf die alltäglichen Dinge des Lebens und auch auf den Glauben. Worüber wir Erwachsenen manchmal viele komplizierte Worte verlieren, können sie in einfachen Sätzen zusammenfassen. So wie Anna, die mit Mister Gott spricht. Was Anna, die über Gott und die Welt nachdenkt und für ihr Alter tiefsinnige Gedanken in einfachen Worten ausdrückt, das will die Nacht der Kirchen uns in anderer Weise deutlich machen: Kirche ist anders, als viele sie sich vorstellen. Gott ist uns näher, als wir es erwarten.
Die großen Gebäude in unserer Stadt, in der sich die Menschen sonntags zum Gottesdienst treffen, sind am Abend und mit den vielen besonderen Angeboten anders zu erleben. Gott zeigt sich im Alltag manchmal unbemerkt und doch wohltuend und wirkmächtig. Der berühmte jüdische Philosoph Martin Buber sagte einmal ganz lebensnah: „Gott ist da, wo man ihn einlässt.“ Er lässt sich nicht auf Gebäude, Rituale oder Texte festlegen. Er ist lebendig und immer wieder neu zu entdecken, wenn wir uns darauf einlassen. Warum nicht am 4. Juni unsere Kirchen ganz neu entdecken, eine jede auf ihre Art?
Ab 19 Uhr sind die Türen geöffnet für Meditation, Gebet und Musik genauso wie für Konzert, Spiel und Wellness oder Diskussion, leibliches Wohl, Begegnungen und Gespräche. Seien Sie herzlich willkommen und probieren Sie es aus, unsere Kirchen einmal anders zu erleben. Anna würde es in ihren Worten vielleicht so sagen: „Lange(n) Nacht der Kirchen ist der Abend, in der Mister Gott Neues ausprobiert und uns in seine Wohnung einlädt.“
Pfarrerin Christiane Musch
Evangelische Kirchengemeinde Langen
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