Sieben Wochen ohne Vorsicht – Die Fastenaktion der Evangelischen Kirche
Spontane erste Reaktion (kritisch bis ablehnend):
Mit diesem Motto kann ich nichts anfangen; das ist nicht mein Motto, weder für die Passionszeit, noch und erst recht nicht für mein Leben – ich bin zwar nicht ängstlich, aber eben auch nicht risikofreudig.
Zweite Reaktion (neugierig bis skeptisch):
Was hat dieses Fastenaktionsmotto denn mit der Passionszeit zu tun?
Dritte Reaktion (ablehnend):
Sehr gewagt, wenn nicht gar verantwortungslos, Menschen zum Risiko aufzufordern! So viele, gerade auch junge Menschen, sind unvorsichtig oder leichtsinnig, gehen unnötige Risiken ein und können die Folgen gar nicht überblicken. Fallen damit auf die Nase und wundern sich, wenn’s hinterher weh tut. - Beispiele?
- Sich auf eine Mutprobe (z.B. Ladendiebstahl) einlassen, um zu einer Clique dazuzugehören. „Ich werd schon nicht erwischt, ich mach das ganz unauffällig!“
- Beim Sex nicht mit Kondom und Pille/Spirale verhüten. „Passiert schon nichts, ich pass ja auf!“
- Alkohol trinken und trotzdem noch Auto fahren. „So viel war das nicht, ich kann noch fahren!“
- Bargeldloses Einkaufen und Konsumieren ohne den Kontostand zu prüfen. „Wird schon reichen, bald gibt’s ja wieder Geld!“
Das Schlimme ist: Mir würden noch –zig andere Beispiele einfallen!
Fazit: Mir macht dieses Motto (eher) Bauchweh.
Beim Nachdenken fällt mir auf, dass das „Problem“ mit der Überschrift zu tun hat:
Sieben Wochen ohne. Ohne Fleischkonsum … so ähnlich fing es an. Also: ich verzichte während der Passions- Fastenzeit auf bestimmte, mir lieb oder selbstverständlich gewordene Speisen. Später kamen dann die Gewohnheiten und Unarten dazu, die Genusslaster wie Süßigkeiten, Tabak- oder Alkohol- Konsum oder Fernsehen. Verzicht auf etwas Nettes aus dem Wohlstandsleben eben.
Auch hier kann ich mich fragen: Und was hat das mit der Passionszeit zu tun?
Andere Versuche, die Fasten- bzw Passionszeit aufzuwerten und sinnvoll zu gestalten waren Versuche wie „Sieben Wochen anders leben“ oder „Sieben Wochen mit“ (z. B. mit Zeit für andere Menschen und für mich).
Ich halte das für einfacher oder eingängiger, weil dieselbe Idee positiv formuliert ist. Mir jedenfalls gefällt das besser. Wie wär’s denn statt: „Riskier was, Mensch! Sieben Wochen ohne Vorsicht“ mit: „Trau dich! 7 Wochen mit Zivilcourage“ – oder: mit Mut und (Gott)Vertrauen – oder: mit Lust auf Neues – oder noch einmal anders: Ich trau mich! Ich bin so frei! …
Mut, Gott- Vertrauen, Glaube, Zivilcourage, Offenheit, Liebe, Solidarität – Jesus hat selbst so gelebt und hat uns dazu ermutigt und befähigt, auch so zu leben. Jesus traut uns das alles zu. Nicht nur für 7 Wochen, sondern für unser ganzes Leben. Also: Ich trau mich! Ich bin so frei! – Und Sie?
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Passionszeit mit vielen positiven, neuen, mutigen, vertrauensvollen Glaubens- und Lebens- Erfahrungen!
Pfarrerin Erdmuthe Jähnig- Diel
Evangelische Kirchengemeinde Langen