Martin und Martin – zwei leuchtende Vorbilder
„Ich geh mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir. Dort oben leuchten die Sterne und unten, da leuchten wir.“
Jetzt ist es wieder soweit. Kleine und große Kinder ziehen mit ihren Laternen um Häuser und Ecken, durch abendliche Straßen und Gassen und erfüllen in bunten Farben mit ihren Lichtern die Dunkelheit. Dabei erinnern sie an einen, der zum Licht für andere wurde, den Heiligen Martin. St. Martin, einst römischer Soldat – weil seine Familie es so wollte, der seinem Herzen folgte und einem armen Bettler half, gläubiger Christ wurde und sogar Bischof von Tours. Der Legende nach wollte Martin gar kein Bischof werden. Er versteckte sich im Stall, als die Menschen nach ihm suchten, um ihn zum obersten Hirten von Tours zu machen. Das Schnattern der Gänse verriet ihn jedoch. Man fand ihn und er wurde Bischof. Seitdem ist vielen Gänsen rund um den Martinstag das Schnattern vergangen – doch das ist eine andere Geschichte.
St. Martin wurde zum leuchtenden Vorbild für andere und setzte dabei sein Vertrauen in das Licht, das zum Licht der Welt wurde: Jesus Christus, der von sich selbst sagte: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh 8,12)
An St. Martin erinnern wir in diesen Tagen, wie auch an einen anderen, der zum Vorbild wurde. Denn viele Jahrhunderte später, am Martinstag im Jahr 1483, wurde einen Tag nach seinem Geburtstag der Sohn von Hans und Margarethe Luther in Eisleben getauft. Er erhielt am 11. November den Namen Martin. Auch dieser Martin wollte nicht dem vorgezeichneten Weg seiner Eltern folgen, brach das Jurastudium ab und widmete sein Leben ganz dem Wort Gottes. Er entdeckte Gott neu, als gnädigen und liebenden Gott und veränderte mit seinen Ideen die Welt. Am 31. Oktober 1517 hat er seine 95 Thesen der Legende nach an die Wittenberger Schlosskirchentür geschlagen und setzte damit eine Bewegung in Gang, auf die die Welt gewartet zu haben schien. Mutig stand er zu seinem Glauben, auch als es gefährlich wurde, übersetzte als Junker Jörg auf der Wartburg die Bibel ins Deutsche und veränderte die Kirche, Deutschland und Europa.
In diesen Tagen, 500 Jahre später, erinnern sich Protestanten in aller Welt in ökumenischer Verbundenheit an dieses Wirken Martin Luthers und feiern den Reformationstag. Martin Luther hat nicht nur Gutes gesagt und getan. Er war ganz Kind seiner Zeit, und manches würden wir heute anders erwarten. Doch St. Martin und auch Martin Luther wurden beide zu leuchtenden Vorbildern im Glauben. Sie sind ihren Weg gegangen, ihrem Herzen und ihrem Gott gefolgt und haben mit anderen geteilt. Daran erinnert uns in diesen dunklen Tagen jede bunte Laterne.
Also, worauf warten wir noch, stehen auch wir zu dem, was wir glauben und lieben, und ziehen wir los!
Pfarrer Steffen Held
Evangelische Kirchengemeinde Langen
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