Folgen Sie der Musik - zur Krippe!
von Dekanatskantor Christian Müller,
Evangelisches Dekanat Rodgau
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es geht heute um Musik! Gerade für die Advents-und Weihnachtszeit sind im Laufe der Jahrhunderte wunderbare Kompositionen geschaffen worden. Lassen Sie uns den Blick auf vier ausgewählte Werke richten. Am Ende dieser Zeilen werden Sie erfahren, was diese vier Werke für uns im Dekanat so besonders macht.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.“
(Evangelisches Gesangbuch, Nr. 1)
Alle Jahre wieder freuen sich viele Christinnen und Christen darauf, mit diesen Worten die Adventszeit zu eröffnen. In diesem Jahr heißt es allerdings, sich im Stillen auf die Ankunft des Herrn zu freuen: ohne vielstimmigen Chor- oder Gemeindegesang.
Dennoch dürfen wir uns an der Melodie freuen. Und darüber, wie sie viele Komponisten seit ihrer Entstehung im 17. Jahrhundert in ihren Werken verarbeitet haben. Einer von ihnen war Arnold Mendelssohn. Er wurde 1855 in Ratibor geboren und verstarb 1933 in Darmstadt. Sein Vater war ein Vetter des berühmten Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Arnold Mendelssohns Leben war geprägt von vielen Schicksalsschlägen. In seiner kompositorischen Arbeit fand er Zuflucht. Vielleicht mögen ihm die Worte „der Heil und Leben mit sich bringt“ oder „mein Schöpfer reich von Rat“, die Georg Weissel im Jahr 1623 niedergeschrieben hat, eine besondere Kraftquelle gewesen sein. Eine Kraftquelle, aus der auch wir schöpfen dürfen, wenn wir sie brauchen.
Zehn Orgelsonaten schrieb Joseph Gabriel Rheinberger im Laufe seines Lebens. Er wurde 1839 in Vaduz geboren und starb 1901 in München, wo er seit seinem 12. Lebensjahr durchgehend gelebt hat. Die 4. Orgelsonate orientiert sich am neunten Psalmton, dem Tonus Peregrinus. Dieser ist als Vesper-Psalmodie der Magnificat-Übersetzung Luthers „Meine Seele erhebt den Herrn“ am bekanntesten geworden. Der zweiten Satz „Intermezzo“ erinnert an die Hirtenmusiken, die uns in der Advents-und Weihnachtszeit so oft begegnen und uns daran erinnern, dass es die Hirten auf dem Felde waren, die zuerst von der Geburt Christi erfuhren. „Fürchtet Euch nicht! Siehe, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lukas 2, 10-11) So haben sie es vom Engel gehört - und haben sich auf den Weg gemacht, um das neugeborene Kind zu finden. Lassen Sie auch uns immer wieder neu auf die Suche gehen, nach dem Kind in der Krippe, dem Heiland Jesus Christus und in den Jubel der himmlischen Heerscharen einstimmen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens“.
Der Choral „Nun komm der Heiden Heiland“ (Evangelisches Gesangbuch, Nr. 4) war Jahrhunderte lang das lutherische Hauptlied in der Adventszeit. Es ist unzählige Male für unterschiedlichste Besetzungen bearbeitet worden. Schaut man in eine bekannte Online-Enzyklopädie, erscheinen gerade die Werke, die Johann Sebastian Bach über dieses Lied schrieb, herauszuragen, finden doch gerade diese eine besondere Beachtung. Das Lied beschreibt in Kurzfassung Jesu Leben. So reflektiert die erste Strophe den Wunsch nach dem endgültigen Erscheinen des Erlösers. Die zweite Strophe beschreibt die Menschwerdung des Erlösers, wenn es heißt: „Gott von Art und Mensch, ein Held“. Ja, das Lied lenkt sogar den Blick auf den Tod am Kreuz und die Auferstehung, wenn wir singen: „fuhr hinunter zu der Höll und wieder zu Gottes Stuhl“. Die vierte Strophe lässt das Licht in der Krippe erstrahlen. Wie gut tun diese Worte: „Dein Krippen glänzt hell und klar. Die Nacht gibt ein neu Licht dar. Dunkel muss nicht kommen drein, der Glaub bleib immer im Schein.“ Darauf dürfen wir immer vertrauen und singen: „Lob sei Gott dem Vater g´tan; Lob sei Gott seim ein´gen Sohn, Lob sei Gott dem Heilgen Geist immer und in Ewigkeit.“
Es ist eine kleine Weihnachtsgeschichte, die wir in dem Lied „Der Tag der ist so freudenreich" finden. Eindrucksvoll schildert das Lied die Verwunderung Marias, die Erscheinung des Engels bei den Hirten und ihre erste Begegnung mit Jesus. „Die Hirten wurden freudenvoll, da sie den Trost empfingen“ heißt es in der 4. Strophe. Vielleicht hatte Johann Sebastian Bach einst genau diese Textzeile im Kopf, als er sein jubelndes und strahlendes Choralvorspiel zu diesem Lied für das Orgelbüchlein schrieb.
Seien Sie, liebe Leserin und lieber Leser, nun herzlich eingeladen, unserem musikalischen Adventskalender zu folgen: für jeden der vier Adventssonntage haben wir, Dekanatskantorin Dorothea Baumann und Dekanatskantor Christian Müller, eines der oben beschriebenen Orgelwerke in einem Video aufgenommen. Den Link finden Sie jeweils auf der Webseite des Evangelischen Dekanats Rodgau direkt auf der Startseite. Die Orgelwerke sollen Sie durch die Adventszeit begleiten, Ihnen eine Freude machen und den Blick auf das richten, worauf wir uns in dieser Zeit in besonderer Weise freuen: die Geburt Jesu Christi und sein Wirken unter uns.
Diese Seite:Download PDFTeilenDrucken