Dekanat Rodgau

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    Dienen - ein Geschenk für alle!

    von Pfarrerin Leonie Krauß-Buck,
    Evangelische Kirchengemeinde Seligenstadt und Mainhausen

    Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.

    (Monatsspruch Mai 2020 • 1. Petrus-Brief, Kapitel 4, Vers 10)

    Unglaublich, wie sich in den letzten acht Wochen mancher Blickpunkt auf die Dinge des Lebens komplett um 180 Grad gedreht hat. Wer hätte das im März noch gedacht?

    Immer noch versuchen kluge Köpfe allerorten zu ergründen, was Leben erhält, was förderlich ist, was in der Sorge um unsere Zukunft und unsere Lebensmöglichkeiten weiterträgt. Aber gerade die sehr klugen Köpfe stoßen unweigerlich doch immer sehr schnell an ihre Grenzen und fühlen sich erschreckend hilflos.

    Wer weiß, aus welchem Blickwinkel wir unser Leben in einigen Monaten betrachten werden?

    Wie auch immer das sein wird, der Bibelvers aus dem 1. Petrusbrief, unsere Monatslosung für Mai, gibt uns eine einfache Handreichung für das, was sinnvoll sein könnte, unabhängig von Blickrichtungen und Trends. Und gewinnt damit auch nach zweitausendjähriger Überlieferung eine Aktualität, die selbst Bibelerfahrene erstaunen mag und mich wieder einmal demütig erfahren lässt, dass in den Büchern der Bibel Lebens- und Glaubenserfahrungen so festgehalten sind, dass sie gerade in Krisensituationen unverzichtbar sind.

    „Dient einander!“  Das ist die klare und unmissverständliche Ansage des 1. Petrusbriefs.

    „Dienen“ -  wohl spätestens seit der Abschaffung der Wehrpflicht spielt dieses Wort eigentlich keine bemerkenswerte Rolle in unserem Sprachgebrauch mehr.

    Beschrieb es nicht noch vor wenigen Wochen eine Tätigkeit, die alles andere als erstrebenswert zu sein schien? Ein Dienender, eine Dienstleisterin versieht Dienste, die in der Regel wenig Ansehen genießen, für Meinungs- und Stimmungsmachende bis vor kurzem verzichtbar schienen und in der Folge zum großen Teil bis heute miserabel vergütet werden.

    Jetzt aber passiert genau die Kehrtwende, von der eben die Rede war. Die Dienenden in diesen Tagen erfahren zurecht ein bisher ungekanntes Maß an Aufmerksamkeit. Jetzt werden sie dringend gebraucht, die Menschen, die Pakete nach Hause liefern, öffentliche Räume säubern, Alte und Kranke versorgen, Sterbende begleiten, Schutzmasken nähen, Einkäufe für andere erledigen, den Müll abtransportieren und entsorgen und die leeren Supermarktregale wieder auffüllen. Oder die, die sich in den Verwaltungen mit Bestimmungen und Richtlinien abkämpfen, die versuchen, einen halbwegs geregelten Alltag zu organisieren, Kinder begleiten, im öffentlichen Raum für die Einhaltung der Regeln sorgen.

    Jetzt wird offensichtlich, dass ihr Tun unverzichtbar ist für unser aller Leben, dass ihr Einsatz und ihre Arbeit dem Leben dienen, gerade in der Situation, in der vieles andere im Grunde doch als scheinbar überflüssig und verzichtbar erfahren wird.

    Aber Vorsicht!  Gerade mit dem Vers aus dem Petrusbrief im Hintergrund! Wird nicht gerade erschütternd deutlich, dass jede Begabung unverzichtbar ist, wenn sie als „Begnadung“, als Geschenk Gottes, erfahren wird, das uns anvertraut ist?

    Unverzichtbar dann, wenn wir mit diesem Geschenk so umgehen, dass nicht nur wir selbst etwas davon haben, sondern es einem übergeordneten Zweck dient, dem Leben in seiner Größe und Vielfältigkeit, sichtbar in jedem Ausdruck, den Gott dafür geschaffen hat?

    So also sollte und könnte es auch noch in der Zukunft mit uns gut weitergehen.

    In der modernen Übersetzung der „Bibel in gerechter Sprache“ heißt es in Vers 11 weiter:

    „Wenn ihr redet, so tut das, als würde Gott sprechen. Wenn ihr einander dient, so tut das, als käme es direkt aus der Kraft, die Gott schenkt, damit ihr mit all euren Begabungen durch Jesus Christus Gott lobt. Gott gehört der Glanz und die Macht in allen Zeiten und über alle Zeiten hinaus. Amen.“

    Dem ist an dieser Stelle für die nächsten Wochen eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

    Vielleicht aber doch noch mein derzeitiger Herzenswunsch, der hoffentlich von vielen geteilt wird: Möge unsere Kehrtwende im Denken und Bewerten dazu führen, dass das „Dienen“ nicht nur neu gesehen, sondern in Zukunft auch fair bezahlt wird.

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