Wie ein Netz, das alle hält
von Pfarrerin Kathrin Brozio, Evangelische Kirchengemeinde Hainburg sowie Alten-, Kranken- und Hospizseelsorge im Evangelischen Dekanat Rodgau
Wiederum gleicht das Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische aller Art fing.
(Matthäus-Evangelium, Kapitel 13, Vers 47)
Liebe Leserin, lieber Leser,
lange Zeit habe ich diesen Satz in der Bibel „überlesen“. Erst jetzt in der Corona-Zeit ist er mir neu aufgefallen:
„Das Himmelreich gleicht einem Netz ...“
Jesus hat das gesagt (Matthäus 13, 47). Er hat oft in seinen Predigten Bilder aus dem Alltag genommen. Da gibt es die bekannten Gleichnisse vom Sämann, vom Schatz im Acker, vom Senfkorn - und eben auch dieses vom Netz.
Im Dekanat, in den Gemeinden und im Privaten hat sich in den vergangenen Monaten Vieles verändert. Gruppentreffen, Chorproben und Konzerte, lang geplante Feste, auch Konfirmationen und Hochzeiten konnten nicht stattfinden. Auf unterschiedliche Weise hatten, und haben wir immer noch, mit Einschränkungen zu kämpfen. Es ist eine Zeit, in der viel Verunsicherndes geschieht, in der Sorgen sich melden, Vertrauen und Zuversicht herausgefordert sind. Und wo wir einen ganz schön langen Atem brauchen...
„Das Himmelreich ist wie ein Netz“ - dieses Wort Jesu richtet unseren Blick darauf, dass wir miteinander verbunden sind. Ich denke an die Kirchenglocken, die an jedem Abend zu einer ökumenisch verabredeten Uhrzeit läuten. Durch das gleichzeitige Läuten entsteht so etwas wie ein unsichtbares Netz aus Klängen. Jetzt, wo es weniger Abendtermine gibt, achten viele Menschen zu Hause bewusst auf die Glocken und geben ihre Gebete oder guten Gedanken mit in dieses Netz hinein. Und dabei erleben Sie auch umgekehrt, dass dieses Netz ihnen selbst Halt gibt.
Ähnlich ist es mir in den vergangenen Wochen auch mit den Gottesdiensten im Fernsehen gegangen. Manchmal hatte ich mich mit anderen verabredet: „Wir gucken zusammen, jeder zu Hause auf seinem Sofa.“ Oder hinterher erzählte jemand: „Bei dem Gottesdienst aus Ingelheim war ich auch dabei.“
Wie schön ist es, dass wir jetzt nach langer Pause wieder Gottesdienste in unseren Gemeinden feiern können. Wir beginnen vorsichtig, halten Abstand zwischen den Sitzplätzen und verzichten auf den Gesang. Einige von Ihnen werden noch eine Weile daheim bleiben, um kein gesundheitliches Risiko einzugehen. Aber zum Glück ist da dieses unsichtbare Netz, durch das wir totzdem mit einander verbunden sind, im Glauben und im an-einander-Denken.
Wie auch immer wir diese Zeit erleben, wir können darauf vertrauen, dass Gottes Segen unsichtbar da ist wie ein Netz, das uns hält.
Segne, Gott, die Erde unter unseren Füßen,
segne, Gott, den Weg, auf dem wir gehen,
segne, Gott, das, was wir so sehr wünschen.
Du, der du ewig bist, segne unser Gehen und unsere Rast.
Segne, worauf sich unser Glaube richtet.
Segne, worauf sich unsere Liebe richtet.
Segne, worauf sich unsere Hoffnung richtet.
Gott des Lebens, segne uns den Blick unserer Augen und Herzen.
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