Dekanat Rodgau

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    Glaube: Immer ein Wagnis

    Gedanken zur Jahreslosung 2020

    von Pfarrerin Sonja Mattes, stellvertretende Dekanin des Evangelischen Dekanats Rodgau und Pfarrerin der Petrusgemeinde Urberach

    »Ich glaube; hilf meinem Unglauben.«

    Evangelium nach Markus • Kapitel 9, Vers 24
    Jahreslosung 2020

    Wie gut, dass ich glaube! Gerade zum Jahreswechsel, mit dem frohen Weihnachtsfest im Rücken, bin ich dankbar dafür. Was auch immer im neuen Jahr auf mich an Erlebnissen und Herausforderungen wartet, ich habe Gott an meiner Seite, der mir statt dem Geist der Furcht vor allem Kraft, Liebe und Besonnenheit für alles Neue schenkt. Da dürfte sich 2020 gut meistern lassen.

    Und wenn es doch nicht klappt…? Vielleicht reicht meine Kraft nicht aus; ich bin doch zu übermütig oder treffe auf erschlagenden Hass. Was hilft dann mein Glaube? Zweifel macht sich breit. Manchmal ist mein Glaube eben doch nur klein und schwach. Da frage ich mich, was Gott mit seiner Welt, die auf den Abgrund zuzusteuern scheint, wohl vorhat. Oder gar, ob er sie überhaupt noch in seinen Händen hält - und mich mit ihr. Darf ich so denken?

    Hinein in diese Ambivalenz spricht die Jahreslosung für 2020:

    „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ (Markus 9,24) 

    Die Erzählung dahinter handelt von einer meiner schlimmsten Vorstellungen, nämlich der, dass eines meiner Kinder unheilbar krank würde. Was für Gedanken müssen sich da bei einer Mutter einstellen und welche Gefühle ihr Herz erfüllen? Ich habe Menschen getroffen, deren Glaube durch solche einschneidenden Erlebnisse stärker wurde und solche, die ihn (fast) verloren haben.

    Der Vater im Markusevangelium hat ein krankes Kind. Viel Leid haben die beiden schon zusammen durchgestanden und der Vater hat schon oft versucht, seinem Sohn zu helfen. Bisher immer ohne Erfolg. Die Enttäuschung ist groß, die Kraft geschwunden. Aber dieses eine Mal, macht er sich noch auf. Er geht zu Jesus, weil er von dessen Heilungswundern gehört hat. Er wagt noch einen Versuch. Aber er zweifelt. „Wenn du aber kannst“, spricht er zu Jesus „so erbarme dich unser und hilf uns!“

    Jesus hört den Zweifel. „Wenn das Wörtchen ‚wenn‘ nicht wär…“ Vielleicht ist das alte Sprichwort aus diesem Bibelvers heraus entstanden. So vieles wäre möglich, wenn wir Menschen ohne Einschränkung daran glaubten. Ohne ein „wenn“ oder „aber“ hätten wir unbändigen Willen, unser Ziel in die Tat umzusetzen. So spricht Jesus zu dem Vater: „Du sagst: Wenn du kannst – alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Er fragt den Vater nach seinem Glauben und dieser nimmt all seine Hoffnung zusammen und ist zugleich ehrlich. Er schreit heraus: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

    Glaube ist immer ein Wagnis, das alle Hoffnung auf Jesus setzt. Glaube ist kein sicheres Wissen, kein fester Besitz, sondern immer ein daseinsbestimmendes Vertrauen in IHN, das sich mitten im Leben ereignet und daher wandelbar ist. So erlebe ich zumindest meinen Glauben. Mal fest und klar, dann wieder in Frage gestellt und auf wackeligen Beinen unterwegs. Was hilft mir da, bei meinem Gott zu bleiben?

    Ehrlich zu sein. Gegenüber mir selbst und vor allem auch gegenüber IHM. Im Gebet zu gestehen, wenn mein Glaube wankt und dann alle Hilfe von Gott zu erhoffen. Glaube ist ja nicht meine Leistung, sondern sein Handeln an mir.

    „Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.“ Das Kind wird geheilt und mit ihm auch der Vater von seiner Qual erlöst. Wie es mit ihm weiterging? Er begegnet uns in den Schriften nicht mehr. Aber ich denke, er wird noch in vielen weiteren Jahren seines Lebens gebetet haben: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben.“ 

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