Dekanat Rodgau

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    November - Monat des Erinnerns und Gedenkens

    von Pfarrerin Heike Zick-Kuchinke, Evangelische Kirchengemeinde Steinheim/Main

    „So spricht Gott: Tretet hin an die Wege und schauet und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!“ (Jeremia 6,16)

    Nach alter Tradition stellen wir Christen uns in diesem Monat besonders den dunklen Seiten des Lebens, erinnern und gedenken: der 80. Jahrestag der so genannten „Reichspogromnacht“ am 9./10. November, zum 100. Mal jährt sich am 11. November das Ende des 1. Weltkrieges, am  so genannten Volktrauertag gedenken wir allen Opfern der Kriege gestern und heute, am Buß- und Bettag sind wir in diesem Jahr aufgefordert, ganz konkret zu bedenken, wo wir heute schon einen Krieg beenden können, in nächster Umgebung, in der Familie, unter Freunden, zwischen Interessengruppen, wo auch immer. Und am Ewigkeitssonntag gedenken wir der Menschen in unseren Gemeinden, die im Kirchenjahr gestorben sind, geben wir sie nicht dem Vergessen anheim.

    Denn ohne Erinnerung, ohne Gedächtnis haben wir keine Wurzeln, gibt es kein „Woher“, aber auch keine Orientierung für das „Wohin“, gibt es keine Vergangenheit, aber auch keine Zukunft.

    Und ohne eine Wiederholung, ein „Wieder-Holen“ der Erinnerung, ohne ein gemeinsames Nachvollziehen würde verblassen, worin sein Sinnzusammenhang mit der jeweiligen aktuellen Gegenwart besteht. Antworten auf die Frage, warum wir das geworden sind, was und wer wir sind, könnten dann nicht gegeben werden, eine Identität, das, was jede und jeden so unverwechselbar und einmalig macht, könnte nicht ausgebildet werden.

    Und eine Erinnerung, die nicht weitergegeben wird, gerät in Vergessenheit, wird unbedeutend, verschwindet im Nichts, als sei das, was es einmal gab, nie da gewesen. Stirbt die Erinnerung, so stirbt mit ihr auch die Hoffnung.

    „Erinnern – wiederholen – weitergeben“ brauchen wir unbedingt zum Leben, und der Glaube an Gott lebt elementar davon. So heißt es schon im Buch des Propheten Jeremia

    „So spricht Gott: Tretet hin an die Wege und schauet und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!“ (Jer. 6,16)

    Wenn wir nach den Wegen der Vorzeit fragen, wie es bei Jeremia heißt, dann finden wir Orientierung für die guten Wege in unserem Leben, und unsere Seele kann auch die notwendige Ruhe finden - gerade in diesen Tagen.

    Dieses Erinnern und „Wieder-Holen“ und dann auch das „Weiter-Geben“, so wie wir es als konse-quente Folge gerade in der Bibel immer wieder erleben können, ist gerade in diesen Tagen alles andere als einfach. Manchmal ist es so kompliziert und auch schmerzlich, dass man alles andere möchte, als sich erinnern, will man lieber endlich vergessen.

    Und wir erinnern auch immer Unterschiedliches, es kann niemals um eine letztgültige Wahrheit gehen. Erinnerung ist immer geprägt von dem „Hier“ und „Jetzt“ im Moment des Erinnerns, ist geprägt von der Person, die sich erinnert.

    Doch was uns Christen alle verbindet, ist der Glaube, dass das Leben, unvollkommen und zerbrechlich, wie wir es kennen, nicht das letzte Wort Gottes an uns Menschen ist. Stimmen wir ein in das Gloria, in die dritte Strophe des Liedes EG 147/ 553:

    Gloria sei dir gesungen
    mit Menschen- und mit Engelszungen,
    mit Harfen und mit Zimbeln schön…
    Kein Aug hat je gespürt,
    kein Ohr hat mehr gehört
    solch Freude.
    Des jauchzen wir und singen dir
    Halleluja für und für.

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