Es müssen nicht immer die lauten Töne sein
von Christian Müller, Dekanatskantor im Evangelischen Dekanat Rodgau
"Freut euch des Herrn, ihr Gerechten; die Frommen sollen ihn recht preisen. Dankt dem Herrn mit Harfen; lobsingt ihm zum Psalter von zehn Saiten! Singt ihm ein neues Lied; spielt schön auf den Saiten mit fröhlichem Schall. Singt fröhlich Gott, der unsre Stärke ist, jauchzt dem Gott Jakobs! Hebt an mit Psalmen und laßt hören die Pauken, liebliche Zithern und Harfen!“
Psalm 81, Vers 2-3
Kürzlich kam unsere Gemeindebrief-Redaktion mit der Bitte auf mich zu, in meinen Chören Statements zu der Frage „Was bedeutet mir Musik?“ einzuholen. Und damit begann eine spannende Entdeckungsreise. In den Gesprächen wurde nochmal deutlich, wie vielseitig Musik auf und in uns wirkt. Ich möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne ein wenig teilhaben lassen an den vielen Gedanken, die ich in den letzten Tagen sammeln durfte.
Schon die kleinsten Sängerinnen und Sänger haben erkannt, dass Musik hilft, unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen, und dass Musik immer und überall verfügbar ist. Und ja, es stimmt: Immer und überall können wir mitsingen oder -summen, Musik machen und damit Langeweile oder Sorgen vertreiben. Oder einfach unserem Glück eine Stimme verleihen.
Die jugendlichen Sängerinnen und Sänger betonen in ihren Gedanken zur Musik die Gemeinschaft. Diese wird im Chor deutlich, aber auch im Gemeindegesang. Eine Gemeinschaft, die Freude macht und motiviert.
Musik reinigt uns und schafft es, mit sich selbst eins sein zu können. Wir erleben durch sie Verbundenheit und Vollkommenheit. Dabei müssen es nicht immer die lauten Töne sein, die eine Botschaft vermitteln. Auch zarte und leise Klänge können unser Herz erreichen.
Die Texte vieler Lieder regen zum Nachdenken an. Sie können uns helfen, unseren Alltag und unsere Lebenswelt zu reflektieren. Aus ihnen und ihren Melodien können wir Kraft schöpfen - das ist etwas ganz Besonderes.
Im Erwachsenenalter erinnert Musik an vielerlei Lebensereignisse, die im Leben wichtig waren. Wir geben unsere liebsten Lieder wie einen kostbaren Schatz an Kinder und Enkel weiter.
Musik hilft uns durch schwere Stunden, erhöht die Widerstandsfähigkeit der Seele und ist gleichsam ein Gebet.
Ebenso werden schöne Erinnerungen wach: wie man als kleines Kind in den Schlaf gesungen wurde oder uns manche Melodie getröstet hat.
Ich selbst werde immer wieder gefragt: „Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen?“ Dann antworte ich gern: „Sie war immer schon bei mir.“ Und ja, so ist es: Mein Vater spielte zuhause oft auf seiner Gitarre, mein Großvater spielte leidenschaftlich Akkordeon, und meine Mutter sang im Chor. Ich selbst dann später auch im Kinderchor meiner Gemeinde. Als mir eine Mitsängerin dort jedoch eines Tages attestierte, ich würde brummen, habe ich meine Karriere dort ganz schnell wieder beendet.
Aber die Musik blieb dennoch. Ich lernte Klavier und - als meine Beine endlich lang genug waren, um an das Pedal zu gelangen - Orgel spielen, sang in der Kantorei mit, studierte schließlich Kirchenmusik und habe Musik, meine große Leidenschaft, zum Beruf gemacht. Musik war immer schon da, schon immer ein wichtiger Begleiter und elementarer Bestandteil, für den ich dankbar bin und den ich nur zu gern mit den Menschen in meinem Umfeld teile.
Und in diesem Sinne lasst uns singen, tanzen und spielen und unser Glück weitertragen, unsere Sorgen besiegen und andere Menschen aufmuntern, begeistern und mitreißen!
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