Kein entschiedenes "Vielleicht"
von Pfarrerin Andrea Schwarze,
Evangelische Christus-Gemeinde Dietzenbach
Monatsspruch Juli:
Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.
Was darüber ist, das ist vom Übel.
(Matthäus 5, 37)
In manchen amerikanischen Hochzeitsfilmen wird der entscheidende Moment, wenn es darum geht, „Ja“ zum anderen zu sagen, gerne herausgezögert. Da kann es der Bräutigam oder auch die Braut spannend machen, durch Nichterscheinen oder durch großes Zögern mit der Antwort auf die Frage: „Willst Du…“. Es kommt in den Filmen vor, dass einer von den beiden flüchtet, wenn wir uns an den Film „Die Reifeprüfung“ mit Dustin Hoffmann erinnern. Die Braut stürmt aus der Kirche heraus. In dem Film ist es ein „Happy End“, wie auch immer es sich in der Realität darstellen würde.
Aber wie wäre denn die Situation, wenn jemand auf die Frage, ob du auch in schweren Zeiten treu an der Seite deines Ehemannes, deiner Ehefrau sein wirst, mit einem „Vielleicht“ antworten würde? Das wäre doch für beide unbefriedigend. Natürlich ist es schwer vorhersehbar, wie wir uns in den herausfordernden Momenten unseres Lebens verhalten werden, nicht nur im Eheleben oder einer Partnerschaft. Eine deutliche Absichtserklärung jedoch - auch eine deutliche Absage - macht das Zusammenleben in vielen Lebensbereichen verlässlicher und klarer. Ein „entschiedenes Vielleicht“ für den Partner, die Partnerin ist unbefriedigend und wird einer Lebenspartnerschaft nicht gerecht.
Eine deutliches „Ja“ und ein deutliches „Nein“ verschafft Klarheit für das Gegenüber. Wir wissen so, woran wir sind. Wir können uns zu der Ab- oder Zusage verhalten. Das gilt auch für andere Situationen: Beispielsweise ist es für Menschen, die eine Ausbildungsstelle oder eine Arbeit suchen, sehr frustrierend, wenn sie auf ihre abgesendete Bewerbung so gar nichts mehr hören; kein „Ja“, aber eben auch kein „Nein“.
Bei vielen Fragen bringt einen die Antwort „Vielleicht“ nicht weiter: Vielleicht mache ich noch meine Hausaufgaben, vielleicht kann ich dir helfen, beim Umzug, Fest, Einkaufen…, vielleicht bin ich morgen da – oder auch nicht, steckt da mit drin. Ein „Ja“ ist verbindlich und berechenbar, auch mit einem „Nein“ ist es besser zu leben als mit einem „Vielleicht“.
Natürlich gibt es komplizierte und komplexe Sachverhalten, wo wir uns gerne mehr Zeit wünschen, gerne die Argumente gegeneinander abwägen wollen. Wir wollen keine falsche Entscheidung treffen; es soll nicht zum Nachteil sein; wir wollen klug und durchdacht handeln.
Das sollte zugestanden sein. Es geht nicht um ein vorschnelles und übereiltes Handeln. Aber wir müssen dessen gewahr sein, dass es immer zu diesen Momenten, diesen bestimmten Zeitpunkten, dem „kairos“ kommen kann, wo von uns eine klare Entscheidung gefordert wird, kein „vielleicht“. Da liegt es bei uns, bei unserer Antwort und Entscheidung. Wir sind dazu befähigt. Denn wir tragen Gottes unbedingtes „Ja“ in uns – und nicht sein „entschiedenes Vielleicht“.
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