Karte Deines Glaubens - Wo bist Du?
von Pfarrer Axel Mittelstädt,
Evangelische Emmausgemeinde Jügesheim, Rodgau
Liebe Leserin, lieber Leser!
Ich war sehr beeindruckt von der "Karte Deines Glaubens", die der Wahlbenachrichtigung für die Kirchenvorstandswahl am 26. April beilag. Da gibt es verschiedene Landschaften, durch die ich in meinem Leben schon gewandert bin. Im Süden am Meer die Wüste des Zweifels, die dann an das Gebirge der Höhen und Tiefen grenzt und im Norden der dichte Wald der Fragen. Im Westen befindet sich das Land des Handelns und im Osten das Land der Hoffnungen und die Gegend der Visionen und Träume.
Am besten finde ich die Idee, der Karte zwei Aufkleber beizulegen, mit denen ich zwei Möglichkeiten habe, mich selbst mit meinem Glauben auf der Karte zu verorten.
Wo befinde ich mich gerade auf meine Lebensweg, und wo möchte ich hin?
Wo begegnet mir Gott gerade, und wo möchte ich ihn gerne finden?
Jede Landschaft bietet eine Fülle von interessanten Orten, die ich gerne besuchen möchte. Was hat mich sofort angesprochen? Da ist ein Ort, der heißt "Meine Liebe ist in allem, was ich tue". Das klingt für mich wie ein Berg, von dem ich aus die Sonne auf- und untergehen sehe oder wo bei Gewitter ein Regenbogen erstrahlt. Alles Zeichen dafür, dass Gott mir die Liebe schenken möchte, die ich für mich brauche und für andere.
Der zweite Ort, der mich zum Besuchen reizt, heißt "Ich genieße den Augenblick". Da tauchen bei mir Bilder auf von einem See mit einem Wasserfall und einer Blumenwiese. Ein Ort der Entspannung, der Ruhe und des Genießens. Ich merke, wie ich zu oft nicht in der Gegenwart lebe, sondern immer nur auf dem Sprung zum nächsten Termin bin und ich zu stark vereinnahmt bin von der Planung und Organisation der Zukunft.
Ich freue mich über die Kandidatinnen und Kandidaten, die sich der Wahl gestellt haben. Sie sind bereit, mit dem Pfarrer bzw. der Pfarrerin dafür zu sorgen, dass Menschen, die sich an ganz verschiedenen Orten auf der Karte des Glaubens befinden, in ihrer Gemeinde Platz finden. Sie sorgen für die Rahmenbedingungen, dass sich Menschen über Ihren Glauben austauschen, Gott in ihrer Mitte feiern und sich für das Wohl anderer engagieren können. Das ist eine große Herausforderung, all den verschiedenen Bedürfnissen und Sehnsüchten der verschiedenen Gemeindeglieder gerecht zu werden.
Deshalb braucht gerade der Kirchenvorstand eine Kraftquelle, wie es in dem Monatsspruch für Mai ausgedrückt ist: "Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt" (Phil 4,13 ).
Haben Sie sich auch einmal die Zeit genommen, ihren Platz, ihren Ort auf dieser Karte zu suchen? Ich kann Ihnen das nur empfehlen. Und ich möchte Sie ermutigen, in ihrer Gemeinde über eine solche Karte des Glaubens ins Gespräch zu kommen. Darüber, wo sich jeder gerade befindet und wonach er sich sehnt. Dies ist ein gutes Fundament, um sich mit dem neuen Kirchenvorstand auf eine interessante Reise zu machen, Gott zu begegnen. Denn das ist meine tiefe Hoffnung, dass Gott an allen Orten zu finden ist, ob am Ort "Gott, du bist mir ganz nah" oder am Ort "Ich sehe keinen Ausweg mehr".
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