Die Heilige Familie auf der Flucht
von Pfarrer Dr. Felipe Blanco Wißmann, Evangelische Kirchengemeinde Nieder-Roden
Jesus wird zum Flüchtlingskind, er und seine Familie werden zu Asylanten: So erzählt es uns eine Stelle aus dem Matthäusevangelium, die uns vielleicht gar nicht gleich in den Sinn kommt, wenn wir an Advent und Weihnachten denken. „Da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum uns sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen,“ so heißt es dort (Mt 2,13).
Ein Flüchtlinsstrom geht durch die Weltgeschichte. Immer wieder erleiden Menschen das traurige Schicksal der Flucht. Vieles kann dabei an die Stelle von „Herodes“ treten. Menschen fliehen vor Armeen und Diktatoren, aber auch vor Armut und Naturkatastrophen.
Wer flüchtet, verlässt seine Heimat nicht freiwillig. Hatten Maria und Josef er denn keine Angst? Wahrscheinlich haben die Eltern allen Mut zusammengenommen und auf Gottes Fürsorge für sich und das Kind vertraut. Haben darauf vertraut, dass sie Schutz finden werden bei anständigen Menschen.
Ich bin in Sicherheit und Wohlstand aufgewachsen. Fliehen musste ich nie, Gott sei Dank. Aber die Heimat bleibt auch dann nicht dieselbe, wenn man immer am selben Ort bleibt. Der schnelle Wandel der Gesellschaft bringt es mit sich: Ich lebe heute in einem anderen Land als noch zur Zeit meiner Jugend. Vieles finde ich wunderbar und besser als früher, manches macht mir auch Angst. Aber als Christ weiß ich: Mich führt mein Weg sowieso immer in ein unbekanntes Land, in Gottes Zukunft nämlich. Das Licht von Weihnachten macht diesen Weg hell, und der Engel spricht: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird“.
Eine schöne Advents- und Weihnachtszeit und alles Gute für das Jahr 2016 wünscht Ihnen
Ihr Felipe Blanco Wißmann
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