Warten in der Nacht
von Pfarrerin Leonie Krauß-Buck,
Evangelische Kirchengemeinde Seligenstadt und Mainhausen
Monatsspruch Dezember 2016:
»Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.«
(Psalm 130, Vers 6)
Liebe Leserin, lieber Leser,
sie erinnert sich noch gut an die furchtbare Nacht:
Schon den ganzen Tag über war ihr kleiner Sohn stiller als sonst gewesen. Gegen Abend fieberte er. In der Nacht wurde es immer schlimmer. Er schlief sehr unruhig, dämmerte vor sich hin und weinte oft.
Sie hatte die ganze Nacht über kein Auge zugemacht. Jede seiner Bewegungen, jedes Weinen, versetzte sie in Unruhe.
Als er in der Mitte der Nacht einen Fieberkrampf bekam und die Atmung kurzzeitig aussetzte, schlug die Verzweiflung über ihr zusammen. Sie rief den Notarzt.
Als der kam, hatte die Atmung längst wieder eingesetzt. Da ging schon langsam die Sonne auf.
Mit dem neuen Tag, und dem Gespräch mit dem Arzt, mit der Familie und den Freunden kam auch die Zuversicht wieder. Bei Licht besehen war es alles viel weniger dramatisch. Der Kleine wollte auch schon wieder essen. Gott sei Dank!
In diesen Dezembertagen denkt sie öfter an diese Nacht. Die Nächte sind jetzt die längsten im Jahr. Mancher, der ihr begegnet, sagt, dass es gar nicht mehr hell um ihn wird. Sorgen plagen, Angst! Bin ich den nächsten Herausforderungen gewachsen? Bleibe ich allein? Versinkt meine Welt in Krieg? Auf was kann ich hoffen?
Es wird bald wieder hell werden, ruft es von Weihnachten her. Gott, der Herr dieser Welt, wird spürbar zu den Menschen kommen. Bei Lichte besehen werdet ihr bei euch neues Leben entdecken. Habt darum keine Angst, freut euch!
Eine erwartungsvolle Adventszeit und ein freudiges Weihnachtsfest wünsche ich Ihnen!
Ihre Pfarrerin
Leonie Krauß-Buck
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