Dekanat Rodgau

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    Liebeserklärung an ein Volk

    von Pfarrerin Heike Zick-Kuchinke, Evangelische Kirchengemeinde Steinheim/Main

    „Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ (Jeremia 31,3)

    Welch eine Liebeserklärung! Bedingungslos angenommen aus einer unendlichen Liebe heraus, einer Liebe, die weder Anfang und noch Ende kennt! Aus lauter Güte zu sich gezogen! Keine Frage nach Gegenliebe!

    Hineingesprochen in eine Situation voll Trauer und Hoffnungslosigkeit kann diese unendliche Liebe Einsamkeit durchbrechen, neu in Beziehung setzen, an sich ziehen und halten, wo jeglicher Boden unter den Füßen verloren zu gehen droht.

    Gott sagte diese Liebe einst nicht irgendeinem einzelnen Menschen zu, sondern ausdrücklich dem Volk Israel. Diese besondere Hinwendung Gottes zum Volk Israel, diese Erwählung wurde im Laufe der Geschichte jedoch immer wieder von Christen eifersüchtig relativiert oder für nichtig erklärt. Nicht zuletzt hat dies im Laufe der Geschichte auch immer wieder seinen Teil zur  Misshandlung, Vertreibung und Vernichtung der Juden beigetragen. Nach der Shoah, dem Holocaust, hat jedoch bei vielen Christen ein umfassender Prozess des Umdenkens im Verhältnis zum Judentum begonnen. Am 3. Dezember 1991 erweiterte die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ihre Verfassung als eine der ersten Landeskirchen:

    „Aus Blindheit und Schuld zur Umkehr gerufen, bezeugt sie (die Kirche) neu die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen. Das Bekenntnis zu Jesus Christus schließt dieses Zeugnis ein.“ 

    Daran soll sich Verkündigung und Handeln der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau orientieren. So wird bei der Ordination der Pfarrerinnen und Pfarrer und bei der Konstitution aller kirchenleitenden Gremien wie Kirchenvorständen und Synoden ausdrücklich daran erinnert.

    Das 25. Jubiläum der Erweiterung des Grundartikels der Kirchenordnung und das Zeugnis von der bleibenden Erwählung der Juden ist ein guter Anlass neu zu fragen: Wie setzen wir dieses Bekenntnis zu den jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens auch praktisch um? Wie hören wir heute jene Liebeserklärung Gottes? Und wie erzählen wir sie weiter, ohne die ursprünglichen Adressaten zu vergessen und zugleich Gottes unendliche Liebe zu den Menschen begrenzen zu wollen. Möge doch möglichst vielen Menschen auf der Welt gerade in Zeiten tiefster Trauer und Hoffnungslosigkeit solch eine Liebeserklärung zu teil werden:

    „Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“

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